er deshalb die Sennheiser H D 25: m axi-
m al nach au ß en abgeschirm te, im p u ls-
feste K opfhörer, m it denen im Ü brigen
auch die M usiker selbst arbeiten. „Für das
audiophile A bhören u n d M ischen greife
ich aber lieber a u f d en A udeze LC D -2
zurück: einen H ighE nd-K opfhörer, der
u n g lau b lich n atü rlich w ied erg ib t.“ Bei
allen P roblem en sieht er auch V orteile
in d er feh len d en ak u stisch en A b sch ir-
m ung: „Die T ontechniker entwickeln den
M usikern gegenüber stärker ein G efühl
des Zuhörens, und ohne Barriere kann ich
im pulsiver und direkter kom m unizieren.“
D irekter kom m un izieren
U n g ew ö h n lich fü r ein T o n stu d io ist
auch, dass so viele In stru m e n te n - u n d
G eräte-Schätze zu m In v en tar gehören.
Ein w ertvoller Fender Deluxe A m p zählt
ebenso dazu wie eine Farfisa-O rgel, die
C a n S t u d i o
Das originale Can Studio Ende 1998
C
an war eine avant-
gardistische
Band,
die ihre Musik in Ses-
sions entwickelte. Auf-
grund dieser zeitintensi-
ven Arbeitsweise wollte
die Gruppe unabhängig
von kommerziellen Ton-
studios sein. Für diesen
Zweck bezog man in W ei-
lerwist bei Köln kostengünstig ein leer stehen-
des ehemaliges Dorfkino: das „Inner Space",
wo man von Dezember
1971
bis zur Auflö-
sung der Gruppe
1 9 7 8
acht Alben einspielte.
Danach übernahm René Tinner, ehemaliger
Mitarbeiter von Can, die Räumlichkeiten und
öffnete sie unter dem neuen Namen Can Stu-
dio für andere Bands. Als sich die Krise der
Musikindustrie auf die Aufnahmebudgets nie-
derschlug, verkaufte Tinner das Interieur der
Can Studios
2 0 0 3
an das Rock 'n' Popmuseum
Gronau. Seit
2 0 0 9
wird das dort neu errichtete
Studio auch wieder musikalisch genutzt: zum
Beispiel in Form von Studiokonzerten, die live
ins Internet gestreamt werden.
Besichtigung
Rock 'n' Popmuseum, Udo-Lindenberg-Platz 1,
48599 Gronau (Westfalen), Tel: 02562 81480 (am
Montag geschlossen), www.rock-popmuseum.de
Studioaufnahmen im Internet
www.youtube.com/canstudiolive
Matratzen zur Schallisolierung sind hinter
Stofftüchern verborgen (l. o.). Der Tisch mit
Spiegelrand wurde von Musikern nicht nur
wegen der Kopfhöreranschlüsse genutzt
(r. o.), Exotische Fahnen und Instrumente
(l. u.) gehören ebenso zum Studioinventar
w ie wertvolle Telefunken M15-Bandma-
schinen (r. u.).
scharfe Sounds wie eine Kreissäge erzeu-
gen kann: „Als ich vor ru n d 15 Jahren Jim
C apaldi zu H ause besu ch t habe, w aren
w ir einm al auch bei seinem ehem aligen
Traffic-Bandkollegen Steve W inw ood ein-
geladen“, erin n ert sich T inner. „In Ste-
ves G arage entdeckte ich diese verdreckte
Farfisa-Orgel, und er m einte zu m ir: ,Das
w ar m eine erste O rgel, aber die
tu t's nicht m ehr. Ich schenke sie
D ir, w enn D u sie h ab en m ö ch -
test’. N achdem ich zu H ause die
Kontakte gesäubert hatte, funktio-
nierte sie wieder.“ Eine H am m ond
B3 m it Pedal und Leslie schwatzte
T inner (im A ustausch gegen ein
DX 7 Keyboard) dagegen einem
Pastor ab, der sie vorher als K ir-
cheninstrum ent verw endet hatte.
A u ch in p u n cto S tu d io tech -
n ik findet m an unzählige E xpo-
nate, w ie etw a m it dem E m ula-
to r 2 einen der beliebtesten Sam pler der
1980er Jahre (Genesis, Depeche M ode, Pet
Shop Boys) oder die U rsa M ajor SST 282
Space Station, einen R aum sim ulator m it
teils analogen u n d digitalen K om ponen-
ten, den dam als zum Beispiel die G ruppe
Toto verw endete. „D en eigentlich beab-
sichtigten schönen H all hat m an A nfang
der 80er Jahre dam it nicht erzeugen k ö n -
nen - dafür aber sehr interessante Raumef-
fekte, die sich m usikalisch gut einfügen“,
erklärt Grotenhoff. N icht zuletzt dank sol-
cher Exponate glaubt m an im C an Studio
denn doch etwas von der einstigen A ura
zu spüren.
A n d re a s K u n z
4/2014 STEREO 41